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Konjunktiv 2 bilden – Formen und Funktionen

Konjunktiv 2 bilden bereitet Sprechern des Deutschen im Alltag manchmal Probleme. Wir erklären anhand einiger einfacher Regeln die Bildung des Konjunktiv 2, erläutern Formen und Funktionen und geben praktische Beispiele, die beim Lernen helfen. 

Konjunktiv 2 – einfach erklärt

Der Konjunktiv 2, auch Konjunktiv Potentialis bzw. Irrealis genannt, drückt als Möglichkeitsform irreale Wünsche sowie unwahrscheinliche Vorstellungen bzw. Ideen aus. Damit eröffnet der Konjunktiv 2 nicht, was ist, sondern vielmehr was unter bestimmten Voraussetzungen möglich wäre – oder hätte sein können. In der indirekten Rede dient er hingegen dazu, Skepsis zu äußern und förmliche Distanzierung anzuzeigen hinsichtlich der Aussage eines anderen.

Doch wie bildet man die zweite Möglichkeitsform? Zum Glück gibt es einfache Regeln, welche dieses Unterfangen erleichtern. Merken Sie sich Folgendes: Wenn Sie schnell einen Konjunktiv 2 bilden müssen, denken Sie einfach daran, dass man hier auch vom Konjunktiv Präteritum (Vergangenheit) spricht – und genau daraus bildet man den Konjunktiv 2. Doch sollten dennoch alle Dämme brechen, bietet die deutsche Sprache im Zweifelsfall einen ganz leichten Ausweg.

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Wie bildet man den Konjunktiv 2?

Konjunktiv 2 – Bildung in der Gegenwart

Wenn Sie einen Konjunktiv 2 bilden, unterscheiden Sie zwischen starken und schwachen Verben. Für alle Verben gilt: Nimm den Verbstamm der 3. Person Einzahl Präteritum wie zum Beispiel ließ und hänge beispielsweise für die dritte Person Singular ein –e dran. Aus der Form (er) ließ wird ließe

Ich ließe dich niemals im Stich.

Wie wird der Konjunktiv 2 gebildet? – Grammatik

Person Verb im Konjunktiv 2
ich
ließe
du
ließest
er/sie/es
ließe
wir
ließen
ihr
ließet
sie
ließen

Bildung mit starken und schwachen Verben

Beim schwachen Verb stimmen die Indikativform und die Konjunktivform im Präteritum vollkommen überein. Das kann dazu führen, dass die Unterscheidung der beiden Verbmodi schwerfällt – insbesondere wenn aus dem Kontext nicht klar wird, ob Vergangenheit oder Möglichkeitsform bzw. Distanzierung gemeint ist.

Er behauptete lässig, er baute einen Wolkenkratzer mit bloßen Händen. Zur Lösung dieses Problems nach unten

Starke Verben nehmen ebenfalls den Wortstamm der 3. Person Singular Präteritum und hängen ein -e dran. Damit nicht genug, erhalten unregelmäßige Verben mit a/o/u oft einen Umlaut:

finden (fand) – fände | kommen (kam) – käme | betrügen (betrog) – betröge

Grammatik auf hohem Niveau tritt auf, wenn beide Möglichkeitsformen (Konj1 und Konj2) die gleiche Lautqualität haben, also identisch klingen. In der Schriftsprache ist das durch Umlautkennzeichnung kein Problem, in der gesprochenen Sprache jedoch sehr wohl. Das folgende Beispiel verdeutlicht die Problematik:

Der Minister sagt, es gelte/gälte der Ausnahmezustand bis Ende des Monats.

Spricht man den Satz aus, klingen beide Varianten gleich. Die Sprache hat jedoch einen Ausweg geschaffen und bietet fürs Konjunktiv 2 bilden eine weitere Möglichkeit:

Der Minister sagt, es gölte der Ausnahmezustand bis Ende des Monats.

Konjunktiv Präteritum – Formen

Verb Konjunktiv Präsens (I) Konjunktiv Präteritum (II)
schmelzen
schmelze
schmölze
schaffen
schaffe
schüfe
gelten
gelte
gälte/gölte
lassen
lasse
ließe
streiten
streite
stritte
schreien
schreie
schriee

Konjunktiv vs. Indikativ

Der Konjunktiv ist einer der drei Modi des Verbs im Deutschen. Mit diesem Modus drücken Sprecher aus, dass etwas im Bereich des Möglichen liegt. Damit unterscheidet sich der Konjunktiv vom „unmarkierten“ Indikativ, der dazu verwendet wird, um eine neutrale Sichtweise zu äußern, und vom Imperativ, der Befehlsform.

Bildung mit würde + Infinitiv

Wenn das Präteritum und der Konjunktiv 2 ident sind, bleibt im Zweifelsfall die Umschreibung mit der zusammengesetzten Ersatzform würde + Infinitiv. Tut man sich zudem schwer, die Grundform schnell zu bilden oder ist man nicht sicher, welche Form korrekt ist wie im Beispiel gälte/gölte, dann kann mit dem „würde Konjunktiv 2“ auch ganz leicht umschrieben werden. Die Ersatzform ist in der Umgangssprache übrigens wesentlich beliebter als der einfache Konjunktiv 2. 

Grammatik zur Bildung des "würde Konjunktiv 2"

Der Minister sagte, es gälte/gölte der Ausnahmezustand bis Ende des Monats.

Der Minister sagte, es würde der Ausnahmezustand bis Ende des Monats gelten.

Die Umschreibung kann übrigens auch verwendet werden, wenn Indikativ Präteritum und Konjunktiv 2 identisch sind, wie im Beispiel weiter oben: 

Er behauptete lässig, er baute einen Wolkenkratzer mit bloßen Händen.

Er behauptete lässig, er würde einen Wolkenkratzer mit bloßen Händen bauen.

Konjunktiv 2 der Vergangenheit

Der Konjunktiv 2 des Deutschen besitzt neben den angeführten Grundformen noch eine Form mit Vergangenheitsbezug, deren Basis das Perfekt ist – da es sich um eine zusammengesetzte Verbform mit Hilfsverb und Vollverb im Partizip 2 handelt. Es gilt dabei eigentlich nur, die Formen von haben oder sein zum Konjunktiv 2 zu machen.

Wie bildet man den Konjunktiv II der Vergangenheit? – Grammatik

Beispiele zur Formbildung

Ich habe am Montag einen Fahrradhelm gekauft.
Ich bin am Montag spät aufgestanden.

Die Sätze in den Konjunktiv 2 der Vergangenheit transferiert, lesen sich wie folgt:

Ich hätte am Montag einen Fahrradhelm gekauft.
Ich wäre am Montag spät aufgestanden.

Hinweis: Zur Bildung werden die gleichen Verben herangezogen, die auch im Perfekt zum Hilfsverb haben hinzugezogen werden. Das Gleiche gilt auch für Verben, die im Perfekt mit sein eine Bindung eingehen; sie bilden damit den Konjunktiv 2 der Vergangenheit.

Weitere Beispiele

Hätte Karl doch nicht so viel gegessen, dann wäre er nicht gleich eingeschlafen.
Wäre ich gestern ins Freibad gegangenhätte ich Paula getroffen.

Vergangenheit mit Modalverben

Eine weitere Ausdrucksmöglichkeit bietet sich durch die Kombination von Konjunktiv 2 mit Modalverben wie können, dürfen, müssen. Man bildet diese Form, indem man die finite Form des Hilfsverbs haben in den Konjunktiv Präteritum setzt und am Satzende jeweils den Infinitiv des Vollverbs sowie des Modalverbs platziert, wobei Modalverben üblicherweise die letzte Position einnehmen.

Grammatik

Beispiele

Ajax hätte gestern gewinnen müssen.
Du hättest deine Freundin mitbringen sollen.
Das hättest du dir doch denken können.
Das hätte sie nicht tun dürfen.

Bedeutung / Semantik dieser Form

Konjunktiv 2 in Verbindung mit Modalverben zeigt häufig Kritik auf an einer in der Vergangenheit liegenden Situation oder Handlung. Es kann aber auch Bedauern ausgedrückt werden:

Ich hätte einfach besser aufpassen müssen.

Konjunktiv 2 – Funktionen

Wann verwendet man Konjunktiv 2 – Beispiele

Er hat ein sehr breites Funktionsspektrum, besonders häufig verwendet man den Konjunktiv 2 aber in fünf Kontexten. Das sind (a) Wunschsätze, (b) Höflichkeitskontexte, (c) Konditionalsätze, (d) Konzessivsätze sowie (e) indirekte Rede. Zentral ist dessen Funktion, um potenziell Mögliches (Potenzialis) sowie Ideen und Entwürfe (Irrealis) zu artikulieren: Ein Sprecher drückt mit dem Konjunktiv 2 zumeist aus, dass es sich nicht um etwas Wirkliches handelt, sondern vielmehr um eine gedankliche Konstruktion. 

Praktische Anwendung

Während der erste Konjunktiv vermehrt in der geschriebenen öffentlichen Kommunikation Anwendung findet, verwendet man die zweite Möglichkeitsform eher in nicht-öffentlichen Situationen. 

Kontext
Beispiel
Wäre das Spiel nur schon zu Ende.
Könntest du mir bitte das Salz reichen?
Ginge es nach mir, wärst du längst Vizepräsident.
(d) Konzessivsätze
Auch wenn sie das letzte Spiel gewännen, würden sie doch absteigen.
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Probleme

Je unregelmäßiger die Verben sind, umso schwerer fällt die Bildung des Konjunktiv 2. Zur Wiederholung: Regelmäßige Verben sind solche Verbformen, bei dem der Stammvokal sowohl in der Einzahl als auch in der Mehrzahl gleichbleibt. Am Verbstamm wird lediglich eine Endung angehängt. Man nennt sie darum auch schwache Verben, weil durch die Beugung kaum eine Veränderung eintritt. Die folgende Tabelle zeigt einige regelmäßige Verben und ihre Stammformen: 

Infinitiv Präteritum Partizip 2
spielen
spielte
gespielt
bauen
baute
gebaut
drücken
drückte
gedrückt
lernen
lernte
gelernt

Die gute Nachricht ist, dass regelmäßige Verben die häufigste Verbart des Deutschen sind. Doch zurecht heißt es, deutsche Sprache, schwere Sprache, denn es gibt dennoch eine lange Reihe von Verben, die unregelmäßig konjugiert werden. Dazu zählen die starken Verben ebenso wie die gemischten Verben. Gemischte Verben sind solche, die zwar einen Wechsel des Stammvokals vollziehen, jedoch im Partizip 2 schwach gebeugt werden. 

Starke Verben hingegen wechseln den Stammvokal und haben mit –en eine starke Flexionsendung im Partizip 2. Manchmal haben sogar alle drei Stammformen unterschiedliche Vokale. Die Tabelle zeigt eine gemischte und eine starke Verbform:

Infinitiv Präteritum Partizip 2
brennen
brannte
gebrannt
brechen
brach
gebrochen

Während der Konjunktiv 1 relativ problemlos gebildet werden kann, indem man an die Verbwurzel der Nennform einfach ein schlichtes -e anhängt wie zum Beispiel spiel-e, bau-e, drück-e, so muss zur Bildung des Konjunktiv 2 die zweite Stammform eines Verbs bekannt sein, denn davon leitet sich dieser ab. 

Eine Liste schwieriger und häufig verwechselter Verbformen finden Sie hier.

Konjunktiv 2 – Formen von sein, haben, werden

Zum Schluss noch der Hinweis auf eine weitere Tücke des Konjunktivs im Deutschen. Neben den bereits angeführten unregelmäßigen Verben bereiten vor allem die Hilfsverben bzw. die Konjunktive sein, haben und werden Schwierigkeiten beim Konjunktiv 2 bilden – aber auch bereits der Konjunktiv 1 hat seine Tücken. 

Während der Konjunktiv von haben und werden noch mit der gleichen Regel wie oben gezeigt zu bilden ist, bereitet der Konjunktiv 1 von sein manchmal Kopfzerbrechen: Wie aus dem nebenstehenden Flexionsparadigma abzulesen ist, stellt sein nämlich den Inbegriff der Unregelmäßigkeit dar, weil die Personalformen nicht nur von einem Vokalwechsel betroffen sind, sondern je nach Person auch den Anlaut ändern. 

Ebenso wechseln die Stammformen den Stammvokal und die Anlaut-Konsonanten. Diese Unregelmäßigkeiten sorgen dann häufig für Verwirrung.

sein, haben, werden – Stammformen

Verb Präteritum Partizip 2
sein
war
gewesen
haben
hatte
gehabt
werden
wurde/ward
geworden

De facto ist im gegenwärtigen Sprachgebrauch nur noch die Verbform sein im Konjunktiv 1 in allen Personalformen üblich. Bei allen anderen Formen verwendet man heutzutage meist nur noch die Konjunktivformen der 3. Person Einzahl (es/sie/es/man).

ich sei, du sei(e)st, er sei / wir seien, ihr seiet, sie seien

Beim Konjunktiv 2 verhält es sich gleich: 

ich wäre, du wär(e)st, er wäre / wir wären, ihr wäret, sie wären.

Alle Formen von sein

Präsens
Pronomen
ich
du
er/sie/es
wir
ihr
sie
Verb
bin
bist
ist
sind
seid
sind
Präteritum
Pronomen
ich
du
er/sie/es
wir
ihr
sie
Verb
war
warst
war
sind
wart
waren

Konjunktiv 1 und Konjunktiv 2 – sein, haben, werden

Verb Konjunktiv Präsens (I) Konjunktiv Präteritum (II)
sein
sei/seiest/sei/seien/seiet/seien
wäre/wärest/wäre/wären/wäret/wären
haben
habe
hätte
werden
werde
würde

Konjunktiv 2 bilden – Fazit

Es zeigt sich also, dass schnelles Konjunktiv 2 bilden gar nicht so schwierig sein muss, wenn man sich einige Regeln und Hintertürchen merkt – wie zum Beispiel die einfache Umschreibung mit würde. Gerade weil das Verb sein sehr oft gebraucht wird, empfiehlt es sich aufgrund der einzigartigen Eigenschaften, das Flexionsparadigma auswendig zu lernen. Wer den Satzmodus Konjunktiv aus dem Effeff beherrscht, vermeidet nicht nur unangenehme Situationen im Alltag, sondern weist sich auch als Kenner der deutschen Sprache aus.

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